Hinter den kulissen eines brandversuchs
Prüfnachweise und Zertifizierungen sind verständlicherweise ein zentraler Bestandteil der Brandschutzindustrie – aber wie viel wissen Sie über die Art und Weise, wie diese Prüfnachweise zu Stande kommen? In der neuesten Kolumne von Pyroguard gewährt Simon Ellison, Technical Support Manager, einen Blick hinter die Kulissen” einer Brandschutzglas – Brandprüfung.
Die Ergebnisse eines Brandversuchs – der Prüfbericht und der Klassifizierungsbericht – sind ein wichtiger Bestandteil des Brandschutzes, denn sie liefern den Prüfnachweis und die Zertifizierung, die erforderlich sind, um das richtige System für die Anforderungen eines Projekts zu spezifizieren. Der Prozess der Planung und Durchführung einer Brandschutzglas – Prüfung kann jedoch weit über den eigentlichen Prüfungstermin hinausgehen und Monate an umfangreicher Arbeit, Forschung und Vorbereitung erfordern.
Audit Test und Erweiterungsprüfung
Es gibt hauptsächlich zwei Gründe für die Durchführung eines Brandtests. Der erste ist ein Audit-Test oder eine jährliche Prüfung. Dies kann eine Anforderung von Prüf- und Zertifizierungsstellen sein, um sicherzustellen, dass die Produkte eines Herstellers immer noch zweckmäßig sind und dass sich weder bei den Materialien noch bei den Verfahren etwas geändert hat. Dies hilft einem Hersteller auch dabei, seine Prüfnachweise aufrechtzuerhalten, wo dies erforderlich ist.
Der zweite und vielleicht häufigere Grund ist die Erweiterung des Anwendungsbereichs, d. h. die Ausweitung des Anwendungsspektrums und der Größen. Dies kann viele Formen annehmen, von der Zusammenarbeit mit einem neuen oder bestehenden Rahmenhersteller, dem Angebot eines neuen Profils, der Ausweitung auf größere Glasscheibengrößen (besonders relevant angesichts der vielfältigen Anwendung von Glasfassaden) bis hin zu alternativen Aspekten wie neuen Verglasungstypen oder ergänzenden Hochleistungsprodukten als Gegenscheiben. Da sich der Architektur- und Bausektor ständig weiterentwickelt, ist es für die Hersteller wichtig, die Grenzen weiter zu verschieben und zu sehen, was mit Brandschutzglas noch möglich ist.
Auf die Vorbereitung kommt es an
Sobald Sie sich entschieden haben, was Sie testen wollen, besteht die erste Phase einer Prüfung der Erweiterung des Anwendungsbereichs von Sicherheitsglas darin, die aktuellen Marktanforderungen zu recherchieren und zu untersuchen. Dies könnte als „Benchmarking“ bezeichnet werden, mit dem Ziel, die aktuellen Anforderungen entweder zu erfüllen oder zu übertreffen.
Anschließend wird die Prüfung selbst detailliert, wobei auf die Prüfnorm Bezug genommen wird, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen der Norm erfüllt werden. Hier ist es auch wichtig, die reale Anwendung des zu prüfenden Produkts im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass der Prüfkontext dies widerspiegelt. Wenn man beispielsweise eine verglaste Trennwand prüft, würde man wahrscheinlich auch den Einbau einer Tür in einer Phase mit einbeziehen, da diese häufig zusammen vorkommt. Dieser Ansatz führt oft zu mehreren Tests, um eine vollständige Abdeckung zu erreichen.
Prüftag
Die Prüfung selbst wird in einem notifizierten, zugelassenen Labor durchgeführt, wobei der Einbau und die Prüfung von der Prüfstelle beaufsichtigt, dokumnetiert und überwacht werden. Die Profile werden gemäß der zugelassenen Systemhauskonstruktion vorbereitet und eingebaut. Das vorbemusterte Glas wird in den eingebauten Rahmen eingepasst, und die gesamte Konstruktion wird dann in einem Brandversuchsofen montiert. Bei dieser Installation wird eine Seite des Probekörpers dem Feuer ausgesetzt, wobei das gesamte System während der Dauer des Tests kontinuierlich überwacht wird.
Man muss sich nur ein Foto von einem Brandversuch ansehen, um die Masse der verwendeten Drähte und Sensoren zu erkennen. Diese Drähte überwachen eine Vielzahl von Faktoren, darunter die Oberflächentemperatur des Glases und des Rahmens, die Durchbiegung des Rahmensystems, die Wärmestrahlung und etwaige Risse oder Sprünge im Glas. In der Prüfnorm sind die spezifischen Schwellenwerte festgelegt, die erreicht werden müssen, damit eine Prüfung als “bestanden” gilt.
Obwohl die Überwachungs- und Prüftechnik fortgeschritten ist, gibt es auch einige einfachere Verfahren, wie z. B. den “Wattebausch-Test”. Dabei wird ein Wattebausch auf die Oberfläche des Glases aufgelegt, wo ein kleiner Spalt oder eine Spalte entstanden ist. Wenn der Wattebausch glüht oder sich im schlimmsten Fall entzündet, wird dies zur Bewertung der Klassifizierung des Produkts herangezogen.
Wie lange ist lang genug?
Es ist gängige Praxis, den Test so lange wie möglich fortzusetzen, bis das System sowohl bei der Integrität (der Basisklassifizierungals Feuerabschluss) als auch bei der Isolierung vollständig versagt. Das bedeutet, dass Sie ein einziges System testen und den Test dennoch damit beenden können, dass das System mehrere Klassifizierungen erreicht.
Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie würden ein System mit EI30-Glas testen. Die Isolierung (d. h. die Wärmereduzierung, auf die dem Feuer abgewandte Seite) könnte 34 Minuten lang aufrechterhalten werden, während das System bei der Integrität (der Fähigkeit, den Durchgang von Rauch und Flammen zu verhindern) möglicherweise erst nach 65 Minuten versagt. Mit diesem einen Systemtest würden Sie also sowohl die Klassifizierung EI30 (Integrität und Isolierung) als auch E60 (Integrität) erhalten.
Es mag eine offensichtliche Aussage sein, aber es ist wichtig, daran zu denken, dass jede Prüfung von Brandschutzglas genau das ist: eine Prüfung. Es gibt niemals eine Garantie. Schließlich ist es nicht nur das Glas, das Sie testen, sondern das System als Ganzes und alle diese einzelnen Faktoren und Komponenten, die unvorhersehbar sein können. Bei Brandschutzglasprüfungen geht es darum, zu experimentieren und zu arbeiten, um die Grenzen weiter zu verschieben. Sie sind unerlässlich, wenn wir weiterhin den Bau von anspruchsvollen und sicheren Wohn- und Arbeitsräumen ermöglichen wollen.